Ausbildung. Das Wort an sich ist passiv – da wird jemand aus-gebildet. Im Gegensatz zur Berufung. Da fühlt sich jemand selbst berufen irgendetwas zu tun. Ein extrinsisches seht also einem intrinsischen Motiv gegenüber. Aus der Psychologie wissen wir, dass Treiber, die ihre Quelle im Inneren haben eine gänzlich andere Motivation in Gang setzen als dies äußere Faktoren jemals tun könnten. Aber nicht nur die Motivation als Basis für Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit, sondern auch das Zufriedenheitsgefühl steigt enorm, wenn ich etwas aus eigenem Antrieb tue. Ich bin grundsätzlich leistungsbereiter, mein Engagement und nicht zuletzt mein Verantwortungsbewusstsein nimmt zu. Rein monetäre Anreize können diese Ergebnisse nicht hervorrufen.
Wie schaffen wir es also, in sich stetig wandelnden Rahmenbedingungen Mitarbeiter:innen zu Fans des eigenen Unternehmens zu machen? Dass Führungsverantwortliche hier umdenken müssen, ist unumstritten.
Die Work-Life-Balance Theorie wird in Zukunft sicher an Bedeutung verlieren – und das nicht nur durch die von der Pandemie induzierte Homeoffice-Welle. Die Grenzen zwischen Arbeit und Leben(-sraum) lösen sich in Zukunft immer mehr auf und verschmelzen regelrecht. Eine Parallelität von work und life wird wahrscheinlicher sein als die strikte Trennung.
Die ohnehin seltsam erscheint, denn nach 8 Stunden Arbeit pro Tag, bin ich ja immer noch ein und dieselbe Person. Es muss also Schnittmengen zwischen dem beruflichen und dem privaten Ich geben. Was nicht bedeuten soll, sich nicht bewusst Auszeiten zu nehmen – im Gegenteil! Achtsamkeit, Selfcare und Recharge werden an Bedeutung gewinnen.
„Kultur ist bereichernd und ist sinnstiftend – warum sollten diese Eigenschaften für die Unternehmenskultur nicht gelten?“
Die Unternehmen können mit ihrer Unternehmenskultur einen großen Teil dazu beitragen. Kultur im klassischen Sinne erweitert den Horizont, bereichert, ist sinnstiftend und baut Brücken, die vereinen. Warum sollten diese Eigenschaften für die Unternehmenskultur nicht gelten?
Es geht nicht nur um Personal Branding, sondern vornehmlich auch um Corporate Branding als Pendant. Welche Werte zeichnen mich als Unternehmen aus und welche Kultur entsteht daraus im täglichen Miteinander. Problemlösungsfähigkeit, kritisches Denken, Kreativität, emotionale Intelligenz und kognitive Flexibilität – nennt das World Economic Forum als die Top-Skills der Zukunft.
„Hybride Arbeitsplätze, Jobsharing oder die 4-Tage Woche. Mehr Eigenverantwortung und weniger Fremdbestimmung.“
Um Mitarbeiter:innen mit diesen Fähigkeiten zu rekrutieren, bedarf es einem Umdenken in der Arbeitswelt. Starre Rollenbilder werden genauso obsolet wie 9-5 Jobs. Vielmehr wird es eine Vielzahl an unterschiedlichen Arbeitsmodellen geben. Hybride Arbeitsplätze, Jobsharing oder die 4-Tage Woche. Mehr Eigenverantwortung und weniger Fremdbestimmung. Weg von der Kontrolle, hin zu mehr Vertrauen. Das wird vor allem alteingesessene Unternehmen vor große Herausforderungen stellen, da hier deren (konservatives) Fundament ins Wanken gerät.
Doch die eingangs erwähnten intrinsischen Faktoren haben einen signifikanten Einfluss auf die Motivation und damit die Leistungsbereitschaft eines jeden Mitarbeiters. So steigt nicht nur nachweislich das Engagement und die Kreativität, sondern auch das Zugehörigkeitsgefühl als Teil eines Ganzen. Wenn ich gesehen und geschätzt werde – sowohl meine Arbeit als auch ich als Person. Die Wertschätzung der Mitarbeiter:innen wird eine große Rolle spielen.
„Tischkicker und Kaffee-Flatrate ade – Intrapreneur als ultimate goal.“
Human Resources werden zu Human Relations. Die Besitz- und Machtverhältnisse kehren sich um bzw. es findet zumindest ein Zusammentreffen auf Augenhöhe statt.
Unternehmen müssen sich Gedanken über das Employer Branding machen, wenn sie langfristig gute Mitarbeiter:innen für sich gewinnen möchten. Mit Tischkicker und Kaffee-Flatrate wird man nicht mehr weit kommen. Intrapreneure zu stilisieren wird zum ultimate goal.
Das (Arbeits-) Leben wird vernetzter sein. Multisensorisch und Mehrdimensional. Das Entweder-oder-Denken wird zu sowohl als auch. In Bezug auf die verschiedenen Arbeits- und Lebensmodelle als auch im Hinblick auf Diversität der Human Relations.
Es geht. Man muss es nur machen. Denn machen ist wie wollen. Nur krasser.