Das Leben wird ja vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. So kann ein Schritt zurück durchaus einer voraus sein. Cornelia Fischer jedenfalls kehrt zurück an den Tegernsee und sagt es fühlt sich tatsächlich wie nach Hause kommen an. Bereits 2018 kochte sie im Seehotel der Althoff Collection und leitet nun nach Stationen in der Schweiz als Sous Chefin bei Drei-Sterne-Koch Andreas Caminada und ihrer Heimat Unterfranken (ihr erster Stern), das Restaurant Überfahrt.
„Ein schönes Gefühl wieder hier zu sein“, Cornelia Fischer
Dabei nimmt sie ihre Gäste mit auf eine Reise – kulinarisch wie gedanklich – und verbindet lokale Helden mit globalen Aromen. Inspiriert vom Kreislauf der Natur mit regionalen Zutaten, teilweise sogar aus eigenem Anbau. Bei der Begrüßung sagt die Spitzenköchin nonchalant sie gehe mal kurz was kochen, was dann folgt ist ein Genuss für alle Sinne. Jeder Gang besteht aus zwei Akten, in denen die einzelnen Komponenten auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet werden. Vorboten, nennt Cornelia Fischer das und will damit den Gaumen geschmacklich auf den nächsten Gang einzustimmen.
Mission accomplished würde ich behaupten. Ihre Gerichte sind nicht nur optisch ein Genuss, Cornelia versteht ihr Handwerk – nicht umsonst ist sie vom Schlemmeratlas zur Köchin des Jahres 2024 gekürt worden.

Und weil es Zuhause mit Freunden und alten Bekannten doch immer am schönsten ist, hat sie gleich zwei davon mitgebracht. Johannes Gahberger als Restaurantleiter und Marie Christin Baunach übernimmt die Funktion der Sommelière – beide waren ebenfalls zu früheren Zeiten in der Überfahrt. So schließt sich der Kreis und das passt alles ziemlich gut zusammen. Das Team, das Essen, die Weine und die Atmosphäre. Auch für den Gast fühlt es sich wie bei guten Freunden an. Nur ein bisschen schöner.
„Wir sind stolz auf Cornelia Fischer und die Magnetwirkung um sie und ihr neues kulinarisches Konzept“, Vincent Ludwig, Managing Director Althoff Seehotel Überfahrt

Nicht nur in Sachen Kulinarik erneuerte sich die Überfahrt, das Interior erstrahlt in neuem Glanz und überzeugt mit ruhigen, natürlichen Farben – eine stilistische Hommage an die Region. Und auch das Servicepersonal erhält optisch einen neuen Schliff, denn niemand Geringeres als die renommierte Dirndl Designerin Kinga Mathe entwarf die Kleidung. Überraschend traditionell und erfrischend modern.
„Unaufdringlicher Luxus, stilvolles Design und eine generöse Hommage an die Region“

Unter dem Motto „Lokale Helden, globale Aromen“ lädt Cornelia Fischer zu einer kulinarischen Reise. Weltoffen und dennoch tiefverwurzelt in der Region. Viele der Produkte, die sie für ihre Kreationen verwendet, stammen aus eigenem Anbau. Im Garten des Hotels, den sie von ihrer Küche aus betreten kann, wachsen Kräuter und bald auch aromatische Tomaten. Hier befindet sich auch die Kochschule, die eher eine exklusive Event-Location mit Showküche ist. Trotz oder gerade wegen dieser gewissen Leichtigkeit und der Nonchalance der Spitzenköchin entsteht ein Casual Fine Dining Ambiente, das erfrischend positiv beeindruckt und Lust auf mehr macht.
Der Eigenanbau ermöglicht Cornelia Fischer absolute Selbstbestimmung in punkto Reife- und Erntezeit – ein nicht unerheblicher Faktor für Geschmack und Aroma. Zudem können so Produktionswege kurz gehalten werden, was den ganzheitlichen Ansatz unterstützt und eine ressourcenschonende Produktvielfalt ermöglicht. Auch aktuell bezieht das fünfköpfige Küchenteam die Ingredienzien von regionalen Betrieben und handverlesenen überregionalen Lieferanten, die nachhaltige Produktionswege garantieren.
„Das Wichtigste ist, dass die Gäste einen wunderschönen Abend haben und wiederkommen wollen“, Cornalia Fischer

Cornelia Fischers Konzept basiert auf zwei Menüs – inspiriert vom Kreislauf der Natur – und können flexibel und individuell ergänzt werden. Die klangvollen Namen „Die Reise“ und das vegetarische Pendant „der Gartenspaziergang“ dürfen dabei wörtlich genommen werden. Die gebürtige Unterfränkin ist überzeugt, dass sich alles in Kreisen beweget und verrät mir im Gespräch, dass für sie ein Menü immer enden darf, wie es begonnen hat. Sie greift Komponenten, Aromen und Formen auf und so schließt sich am Ende tatsächlich alles zu einem Kreis. Eine schöne Metapher, die sich wie ein roter Faden durch die Philosophie der Küchenchefin zieht.
Das fühlt sich unfassbar stimmig an, ohne konstruiert zu wirken. Überhaupt spricht Cornelia viel lieber über ihr Handwerk und ihr Team, als über sich selbst. Eine persönliche Anekdote verrät sie mir dann aber doch noch: wenn der letzte Gang serviert ist und die Petit Fours und Tartelettes kunstvoll arrangiert wurden, dreht sie nochmals richtig auf. Und zwar die Musik. Das hat sich zu einem kleinen Ritual entwickelt. Und so dröhnt täglich zum Feierabend ein anderer Song einer US-Rockband durch die Küche.
Bei uns schwingt eher das Herz, so sehr haben wir uns in den Beat aus Gaumenfreuden und Geschmacksexplosionen eingegroovt. Handwerklich hervorragend, geschmacklich herausragend und dabei so herrlich sympathisch. Bevor wir glücklich und satt ins Bett fallen, gibt es als Betthupferl noch ein Stückchen Schokolade – „das muss sein„, lächelt Cornelia Fischer.
Das Wichtigste sei, dass ihre Gäste einen wunderschönen Abend haben und wiederkommen – das werden wir auf jeden Fall. Die Reise hat gerade erst begonnen.


Jeder Gang besteht aus zwei Akten – bei denen einzelne Komponenten auf unterschiedliche Weise interpretiert werden

Das Interior besticht durch natürliche und warme Farben – eine stilistische Hommage an die Region

Althoff Seehotel Überfahrt
Überfahrtstraße 10
83700 Rottach-Egern
Bildnachweis: ©Althoff Seehotel Überfahrt, Wolfgang Stahr, Jörg Lehmann. Julia Heinz
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