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Casa Noble – zwischen Mandelblüte und Mousseux

von | Lifestyle, Travel

Das kleine Fenster in Reihe drei ist leicht beschlagen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und lasse meinen Blick 1000 Meter nach unten wandern. Schäumende Gischt und glitzernde Wellen. Schroffe Küstenabschnitte und ein bisschen Grün zwischen strahlendem Blau. Der silberne Vogel dreht eine Schleife. Die Sonne kitzelt ein bisschen in der Nase und dann muss ich niesen. Prepare for landing.  

Wenn sich die Mandelblüte von ihrer schönsten Seite zeigt, erwacht die Insel aus ihrem nie dagewesenen Winterschlaf. Der Duft von frischgebrühtem Kaffee vermischt sich mit salziger Meeresluft und das Mousseux des Cava kitzelt im Gaumen mit der Sonne auf der Nase um die Wette.

„Es fühlt sich fast ein bisschen wie nach Hause kommen an“

Nach nur knapp zwei Flugstunden und vier kräftigen Atemzügen am Son Sant Joan, dem Tor zu Mallorcas facettenreicher Landschaft, fühlt es sich fast ein bisschen wie nach Hause kommen an. Ich ziehe meine Sonnenbrille auf und steige leichtfüßig in den Wagen, der mich nach Santa Eulalia – dem Notting Hill von Palmas Altstadt bringen wird. Die Küste zieht rechts an mir vorbei, Farben und Formen verschwimmen. Mit der ausgestreckten Hand versuche ich den Fahrtwind einzufangen und schließe meine Augen.

In der Carrer del Sol kommt der Wagen zum Stehen. Das letzte Stück gehe ich zu Fuß und mein Koffer klackert bei jedem Schritt über das alte Kopfsteinpflaster während die Sonne s schräg zwischen den alten Gemäuern hervorscheint. Der Name ist also schonmal Programm.

communique Magazin Julia Heinz. Fotos ©Das Parkhotel Bad Wörishofen

Am wohl schönsten Ort des Viertels, dort wo die Carrer de Monti Sion auf die Carrer del Sol trifft, steht die ehemalige Residenz einer der Adelsfamilien der Stadt. Die „Casa Noble“ wurde behutsam restauriert, um nicht nur den ursprünglichen Charakter zu erhalten, sondern eine bedeutende Verbindung zwischen Tradition und Moderne zu schaffen. Der barocke Innenhof mit seinen geschwungenen Treppen und der alte Steinkeller mit Gewölbe beeindruckt mit stilvollem Interieur und lässt unweigerlich den jahrhundertalten Charme aufleben.

„Die Adelsfamilie Ferrer-Quintana lebte im 18. Jahrhundert im ursprünglichen Gebäude und baute dieses um“

In der ehemalige Bodega aus dem 17. Jahrhundert wird heute Spitzengastronomie serviert – mallorquinische Küche mit zeitgenössischer Touch. Persönlicher Service wird in dem Boutique Hotel mit  27 individuell gestalteten Zimmern großgeschrieben. Gedeckte Farben, Ikat Stoffe und viel Licht. Ein Ort zum Wohlfühlen. Steine aus Binissalem verleihen eine regionale Note und machen das Badezimmer mit hochwertigen Produkten zu einer echten Wellness Oase. Leiser, unaufdringlicher Luxus, der seinem Namen alle Ehre macht. Persönlich, individuell – fast wie zuhause. Nur auf 5 Sterne Niveau.

Von meinem Zimmer habe ich einen fantastischen Ausblick über die Dächer der Stadt und genieße absolute Ruhe, die lediglich durch ein gelegentliches, Stimmengewirr aus den engen Gassen im Barrio nach oben dringen. Wie ein Teppich umhüllen mich die leisen Worte auf Mallorquín und für einen kurzen Moment döse ich vor mich hin.

communique Magazin Julia Heinz. Fotos ©Das Parkhotel Bad Wörishofen

Noch mehr Ruhe und Erholung gibt es im hoteleigenen SPA-Bereich. Der Clou: Thermalbad, Sauna, Hammam und Eisdusche werden nur exklusiv nach Voranmeldung vergeben. Achtsam bestückte Liegestühle, flauschige Badetücher, kühle Getränke und frische Snacks – in absoluter Ruhe. Mehr Privatsphäre geht nicht.

„Das SPA befindet sich in einem der geheimsten und ältesten Ecken des Hauses und ist eine Hommage an die Arabischen Bäder“

Frisch erholt geht es zum Sundowner auf die Dachterrasse, die sich über drei Ebenen erstreckt und einen fantastischen Ausblick auf nahen historische Gebäude wie die Basilika de Sant Francesc und die umliegenden Stadthäuser. Hier küsst Lifestyle den Charme des urspürglichen Palmas. Zwischen eisgekühltem Cava und einer frischen Meeresbrise, lasse ich meine Füße im Pool baumeln und denke: ganz schön schön.

Baden gehen – zumindest in geistiger Hinsicht –  kann man in den „Banys Àrabs“ , nur ein paar Fußminuten vom Hotel. Sie gehörten zum historischen Erbe der Stadt und sind das älteste Zeugnis arabischer Baukunst auf Mallorca. Hinter unscheinbaren Toren eröffnet sich eine grüne Oase und ein duftendes Blumenmeer. Die alten Bäder sind bis heute erhalten und stehen unter Denkmalschutz.

Julia Heinz JH communique Magazin Antigua Palma Mallorca

Läuft man die Carrer de Can Serra ein Stück in Richtung Süden, gelangt man vorbei an der „La Portella“ zum „Parc de la Mar“. Am besten einen Moment oben stehenbleiben, den Blick auf die Palmen und genießen und ein paar Atemzüge die frische Meeresluft genießen. Einfach so. So einfach.

Um dem Trubel zu entkommen, geht es wieder nördlich Richtung Santa Eulalia. Am Plaça de Cort, setze ich mich an einen der kleinen Tisch vor dem Hotel Cappuccino, um einen ebensolchen zu trinken. Mit der Sonnenbrille auf der Nase und Milchschaum auf den Lippen sitze ich eine Weile einfach nur so da und beobachte das Treiben.

Tipp: Unbedingt im Edificio de Ca’n Corbella bei „Fornet de la Soca“ eine Ensaïmada mitnehmen – ein typisches mallorquinisches Gebäck aus Mehl, Eiern, Zucker, Fett und Hefe und verschiedenen Füllungen. Im Endergebnis ist das einfach nur köstlich.

Julia Heinz JH communique Magazin Antigua Palma Mallorca

Auch wenn der Duft verführerisch aus der Tüte strömt – unbedingt ein paar Schritte weitergehen über den Plaça de Sant Francesc und im Halbschatten und absoluter Ruhe auf dem Plaça Quadrato den ersten Biss genießen. Und über vorbeifahrende Pferdekutschen staunen, während man sich den Puderzucker von den Lippen leckt. Herrlich!

Hier treffen gelebte Tradition auf leisen Luxus, der die Historie der Stadt auf bedeutsame Weise ins 21. Jahrhundert holt. Es geht um Genuss und Lebensfreude, um Begegnungen und Achtung –  ein Aufeinandertreffen verschiedenster Kulturen und Einflüsse als Quelle der Inspiration.

Auf dem Rückweg gönne ich mir noch einen schnellen Café Cortado an der Bar im Café Mocaro – und bin danach hellwach für mallorquinische Kunst und Kultur. Im Museu de Mallorca bestaune ich ein ethnografisches Konglomerat aus Vergangenheit und Gegenwart.

Ein 20 minütiger Fußweg vorbei an der Llotja de Palma führen mich zum Museum Es Baluard. Das ist nicht nur von außen eine Wucht, sondern beeindruckt mit Werken von Gauguin, Picasso, Miró, aber auch mit Künstlern, die eng mit der Insel verbunden sind wie Hermenegildo Anglada Camarasa und Antoni Gelabert i Massot.

„Frisch gebackene Ensaimadas und Pferdekutschen auf dem Plaça Quadrato schmecken nach dem ursprünglichen Palma“

Julia Heinz JH communique Magazin Antigua Palma Mallorca

Nach so viel geistiger Nahrung, braucht auch mein Magen dringend etwas Input. Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich das Restaurant Canela – ganz versteckt in der Carrer Sant Jaume in einem traditionellen historischem Gebäude. Freigelegte Steinmauern, Holztische und erdige Töne schaffen eine gemütliche, fast intime Atmosphäre. Bonnie Han versteht Kochen als eine Art ein Reise geprägt durch verschiedenste Einflüsse und ein kulinarisches Konglomerat zwischen Tradition und Moderne. Küchenchef Marco Rosso interpretiert mediterrane Gerichte mit asiatischen Nuancen unter der Maxime „lokal, frisch und saisonal“ und zaubert so Geschmacksexplosionen im Tapas-Stil zum Teilen.

„Fun Fact: Das Canela ist eines der Lieblingslokale von Michael Douglas.“

Julia Heinz JH communique Magazin Antigua Palma Mallorca

„Mit einem Glas Cava in der Hand den Blick auf die Basilica Sant Francesc genießen – einmal umdrehen und das Meer sehen.“

Satt und glücklich ist es Zeit für einen kleinen Verdauungsspaziergang zu einem meiner Lieblingsspots in Palma. Bei keinem Mallorca-Besuch komme ich an Rialto Living  vorbei. Das Interior und Lifestyle Geschäft der Extraklasse befindet sich in einem legendären Palast aus dem 15. Jahrhundert und beeindruckt auf mehreren Ebenen. Super stylisch, super unaufgeregt. Typisch schwedisch – wie die beiden Gründer Barbara Bergmann und Klas Karl. Das Café im Erdgeschoss ist ein echter Geheimtipp. Und ein Stück Kuchen passt ohnehin immer noch rein.

 „An Rialto Living komme ich bei keinem Mallorca Besuch vorbei“

Und während ich hier so sitze und vor mich hinträume, lecke ich mir die letzten Krümel von der Oberlippe und spiele für einen Moment mit dem Gedanken für immer hier zu bleiben.

Entscheide mich dann aber doch für den Weg zurück ins Hotel. Am Plaça de Reina bleibe ich stehen und fühle mich tatsächlich ganz kurz wie eine Königin – vor allem, wenn ich an den eisgekühlten Cava denke, den ich gleich auf dem Rooftop im Antigua Palma serviert bekomme. Mit einem atemberaubenden Blick über die Dächer der Altstadt, das glitzernde Meer im Hintergrund und einem Kribbeln im Bauch, tauche in meinen großen Zeh in den Pool und denke erneut: ganz schön schön.

Bildnachweis: © Pexels, Julia Heinz, Antigua Palma Hotel 

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